Poesie ohne Happy Ending – Objekt 4 zum Internationalen Museumstag 2020

Einzelblatt aus einem Stammbuch mit Hinweis auf das Schicksal des Poesieschreibers (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Einzelblatt aus einem Stammbuch mit Hinweis auf das Schicksal des Poesieschreibers (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Rückseite mit einem Sträußchen aus Rose, Zaunwinde und Vergissmeinicht (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Rückseite mit einem Sträußchen aus Rose, Zaunwinde und Vergissmeinicht (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)

Stammbücher und Poesiealben begleiteten die Besitzer ihr Leben lang, man erinnerte sich an die Eintragenden gerne. Wenn wir heute aufmerksam die Seiten anschauen, finden wir auch mitunter Zeichen und Notizen, die von den Besitzern der Alben Jahre später hinzugefügt wurden. Ein Beispiel zeigen wir in unserem vierten Beitrag, bei dem es sich leider nur um ein einzelnes Blatt handelt, welches aus einem Album herausgetrennt wurde.

Fr. Schmidt schrieb dem uns unbekannten Besitzer des ursprünglichen Büchleins einen eher ernsten Spruch
"Bestimmung des Menschen:
Wahrheit erkennen, Gerechtigkeit lieben, das Gute wollen, das Beste thun.
Berlin, den 8. Dezember 1811 – Fr. Schmidt"

Von einer zweiten Hand, vermutlich vom Besitzer oder der Besitzerin des Stammbuches lesen wir darunter einen weiteren Eintrag:
„Fiel im großen deutschen Freiheitskampf auf den Höhen von Montmartre“, davor sehen wir einen angedeuteten, von einem Kreuz bekrönten (Grab-?)Hügel.
Welches dieser Freiheitkampf war, ist schnell klar: es handelt sich um die Schlacht von Paris während des Winterfeldzuges 1814 der Befreiuungskriege gegen die Herrschaft des französischen Kaisers Napoleon am 30. März 1814 vor den Toren von Paris. Hier besiegten die verbündeten Armeen des Königs von Preußen, des Zaren von Russland, des österreichischen Kaisers, des bayerischen und des württembergischen Königs mit etwa 80.000 Soldaten die Truppen Napoleons mit 25.000 Soldaten. Etwa 4.000 Franzosen wurden getötet oder verwundet und mehr als 8.2000 Männer auf Seiten der Verbündeten.
Und Fr. Schmidt aus Berlin war einer von ihnen, nicht einmal drei Jahre nach seinem Eintrag.
Das wunderschöne, handgemalte Sträußchen aus Rose, Zaunwinde und Vergissmeinicht auf der Rückseite des Blattes gehört schon zum nächsten Eintrag, den wir leider nicht kennen.

Bilder in Hochauflösung