Virtueller Rundgang 33 – Lucie Bielefeld und die Archäologie

Lucie Bielefeld, Vorgschichtliche Funde vom Hasselberg (Tusche und Buntstift, 1934) (Quelle/Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Lucie Bielefeld, Vorgschichtliche Funde vom Hasselberg (Tusche und Buntstift, 1934) (Quelle/Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Lucie Bielefeld, Urnen von Butzow (Tusche-/Buntstiftzeichnung, 1934) (Quelle/Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Lucie Bielefeld, Urnen von Butzow (Tusche-/Buntstiftzeichnung, 1934) (Quelle/Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)

Heute zeigen wir zwei Zeichnungen der Künstlerin Lucie Bielefeld, die 1891 hier in Brandenburg an der Havel geboren wurde und auch in der Stadt 1962 verstarb. Der Vater war als Telegrafeninspektor im Rang eines Feldwebels beim preußischen Militär, ihre Mutter war sehr an der Vorgeschichte der Region interessiert und führte selber archäologische Ausgrabungen durch. Beide Elternteile waren vielseitig kulturell interessiert und förderten die beiden Töchter und den Sohn nach Kräften. So bekamen die Töchter regelmäßig Unterricht an der Wredowschen Zeichenschule, später studierte Lucie an der Königlichen Kunstschule in Berlin. 1914 legte Lucie Bielefeld das Staatsexamen als Zeichenlehrerin ab und trat ab 1918 ins Berufsleben. Neben dem Schuldienst widmete sie sich ihrem künstlerischen Schaffen. Ihr Repertoire umfasste Landschafts- und Architekturbilder und Porträts in verschiedensten Techniken, mit denen sie sich u.a. 1929 und 1933 auch an Kunstausstellungen des Vereins Brandenburger Künstler in der Wredowschen Zeichenschule beteiligte. Gemeinsam mit ihrer Schwester Hertha zeichnete sie akribisch die mehr als 500 Einzelstücke umfassende vorgeschichtliche Sammlung ihrer Mutter. Die beiden Blei- und Buntstiftzeichnungen unseres virtuellen Rundgangs entstanden 1934 und zeigen Funde vom Gräberfeld Hasselberg bei Butzow, welches in die späte Römische Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit (3./4. Jh n. Chr.) einzuordnen ist. Das erste Bild zeigt eingerahmt keramische Urnen und Beigefäße in zeittypischem Dekor, darunter Funde aus dem in den Urnen gesammelten Leichenbrand wie eine Gewandspange, eine Pinzette und eine Gürtelschnalle mit tierkopfgestaltetem Dorn und ein zugehöriger Gürtelbeschlag, allesamt aus Bronze, wie man an der grünlichen Färbung erkennen kann. Daneben liegen Glasperlen als Bestandteile von Halsketten, typische Bestandteile aus Frauengräbern.
Das zweite Bild zeigt die Keramikgefäße im Vordergrund, weiter hinten die Fundumstände dazu: die Sandgrube ist im Mittelgrund erkennbar, noch weiter entfernt sieht man den Kirchturm von Butzow sowie einige der Ziegeldächer des Ortes. Der Sand aus den Gruben am Hasselberg dürfte schon seit dem 19. Jahrhundert abgebaut worden sein, erste Funde in unserer Sammlung stammen aus der Zeit. Ein Teil der Funde dieses Gräberfeldes gelangte offensichtlich in die Sammlung von Lucies Mutter, bevor die Stücke als „Sammlung Bielefeld“ in unseren Bestand gelangten. Berthold Schmidt aus Halle veröffentlichte 1963 eine kurze Fachpublikation zu diesem bald 1800 Jahre alten Gräberfeld und so schließt sich ein toller Kreis aus Heimatgeschichte, Kunst und Archäologie in einem der Ortsteile vor den Toren der Havelstadt.


Literatur zur Archäologie:
B. Schmidt, Das spätkaiserzeitlich/frühvölkerwanderungszeitliche Brandgräberfeld von Butzow, Kr. Brandenburg. Veröff. Mus. Ur- und Frühgesch. Potsdam 2, 1963, 68 – 88.

 

Bilder in Hochauflösung