Heute zeigen wir ein besonderes Handwerksgerät, mit dem seit den 1950er Jahren bis fast zum Ende der DDR-Zeit eine für Frauen wertvolle Dienstleistung erbracht wurde: Die Reparatur von Perlon-/Nylon- oder wie in der DDR genannt – DeDeRon-Strümpfen und -Strumpfhosen. Heute kaum noch vorstellbar, aber seitdem Damenstrümpfe aus den Kunststoffgarnen hergestellt wurden, seit Anfang der 1950er Jahre noch mit rückseitiger Mittelnaht, seit den 1960er Jahren auch als Strumpfhose, konnte sich bald jede Frau dieses Accessoir leisten. Leider reichte beim Anziehen nur ein Hängenbleiben am Fingernagel und schon riss der Strumpf zur Laufmasche. Da zu DDR-Zeiten die Strümpfe oder Strumpfhosen je nach Ausstattung mit verstärkter Ferse und Zwickel zwischen 8,50 Mark und 14 Mark kosteten, nutzten Frauen Nagellack oder Seife als Soforthilfe, um das weitere Ausreißen der Wirkware zu stoppen. Dann brachten sie die Strümpfe zu kostengünstigen Laufmaschendiensten, um den Schaden vollständig „repassieren“ zu lassen. Ein teurer Neukauf konnte so vermieden werden.
Die erste Repassier- und Ansohlwerkstatt eröffnete in Brandenburg am 1.5.1950 Charlotte Colditz in der Mühlentorstraße 32, die in Chemnitz in diesem Anlernberuf ausgebildet wurde. Ihre Tochter, Jahrgang 1941, stieg 1956 in das kleine Unternehmen ein, das sich zu dem Zeitpunkt dann schon in der Hauptstraße 49 befand und bis 1976 dort verblieb. Die Tochter schenkte dem Museum nun vor wenigen Jahren ihre eigene, noch funktionstüchtige kleine elektrische Repassiermaschine, Typ Marabu, der 0-Serie aus dem Jahr 1956, mit Fußpedal und allerlei Zubehör, wie Repassiernadeln in verschiedenen Größen, Ersatzfedern und glänzenden Feingarnrollen unterschiedlicher Farbnuancen. Mit dem Gerät konnte sie in Windeseile die „gelaufenen Maschen“ aufnehmen und mit farbabgestimmtem Reparaturgarn eine neue Struktur zum Schließen der Fehlstellen „weben“. Das Reparaturgarn wurde aus der Not heraus meist aus alten defekten Strümpfen selbst gewonnen, also recycelt. In der Repassierwerkstatt selber waren neben der Chefin fünf Frauen und mindestens neun weitere in Heimarbeit beschäftigt. Sie erinnerte sich, dass es damals durchaus schwierig war, einen Gewerbeschein für ein solches Kleingewerbe außerhalb des täglichen Bedarfs zu erhalten.