Virtueller Rundgang 47 – Der „Willkomm“ der Brandenburger Tuchmachergilde

"Willkomm"-Pokal der Brandenburger Tuchmachergilde (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
„Willkomm“-Pokal der Brandenburger Tuchmachergilde (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Detail, Schild von Hans Schwartzkopf 1653 (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Detail, Schild von Hans Schwartzkopf 1653 (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Detail, Anhänger des Friedrich Rötenfeld 1680 (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Detail, Anhänger des Friedrich Rötenfeld 1680 (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Detail des Pokals mit den Insignien der Tuchmacher: Bogen und Schlagholz (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Detail des Pokals mit den Insignien der Tuchmacher: Bogen und Schlagholz (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)

„FRIED FREUD FROLIKEIT WÜNSCHET ANDRES MEWES ALLE ZEIT“ so lautet die Inschrift auf dem Objekt des virtuellen Rundgangs 47. Es ist der Willkommenspokal der Brandenburger Tuchmachergilde aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Der Deckelpokal aus silbrig schimmerndem Zinn hatte möglicherweise einen Vorgänger aus echtem Silber, der in den Wirren der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) verloren ging oder geplündert wurde. Pokale dieser Art standen bei Treffen der Gildemitglieder auf dem Tisch und waren Mittelpunkt der zünftigen Trinkrunden.
Die Tuchmacher gehörten in Alt- und Neustadt zu den Viergewerken, das heißt zu den vier wichtigsten Zünften. Diese Zünfte und Gilden, Vorläufer der heutigen Innungen, regelten vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert das Handwerk. Sie entschieden nicht nur über Einkauf von Rohstoffen, Herstellung, Qualität und Verkauf der Produkte, nur wer Mitglied und Meister war, durfte das Handwerk überhaupt in einer Stadt ausüben. Darüber hinaus hatte die Zunft ein strenges Auge auf die Lebensführung, sicherte aber auch Notfälle ab.
Bei Zusammenkünften gab es Vielzahl von Ritualen rund um den Pokal. So musste der „Willkomm“ von neuen Mitgliedern vollständig ausgetrunken werden, was je nach Größe der Zunft und somit des Pokals eine Menge Bier sein konnte. So lesen wir in „Zedlers Universal-Lexicon“ 1748, dass ein Willkommen „manche[m] zum Uebebelkommen wird, weil er sich mit eines darinne übersauffen kann […]“.
Dieser Pokal aus Zinn wurde laut der Inschrift vom Tuchmacher Andreas Mewes gestiftet. Die beiden angebrachten Schilder wurden von Hans Schwartzkopf 1653 und Friedrich Rötenfeld 1680 gestiftet, möglicherweise anlässlich ihrer Aufnahme in die Gilde. Somit sollte der Wert des Pokals und damit das Ansehen Tuchmachergilde sichtbar gesteigert werden.