Virtueller Rundgang 54 - Erinnerung an die Schlachten des 1. Weltkriegs zum Volkstrauertag

Bajonett Gras MLE 1874 (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Bajonett Gras MLE 1874 (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Detailansicht (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Detailansicht (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)

Gestern wurde in Deutschland der Volkstrauertag begangen, an dem besonders an die Opfer der Weltkriege erinnert wird. Mit einem besonderen Objekt aus der Militaria-Sammlung des Stadtmuseums wollen wir an den 1. Weltkrieg und seine Schlachten besonders in Nord- und Ostfrankreich erinnern: es handelt sich um ein französisches Seitengewehr oder Bajonett für das Gewehr Gras Modell 1874. Bis 1886 war dies die Standardwaffe der französischen Infanterie. Das Bajonett wurde bei Nahkämpfen auf den Lauf aufgepflanzt. Die einschneidige Klinge ist 52 cm lang und die metallene Griffzunge wird von zwei Holzschalen mit Messingknauf zu einer handhabbaren (Teil-)Waffe. Zwischen Klinge und Griff befindet sich die gebogene Parierstange, der Handschutz, mit einem Knopf am Ende. Der Zustand lässt darauf schließen, dass es zeitweise im feuchten Boden gelagert war. Wann und wie es in die Sammlung des Stadtmuseums kam, ist derzeit nicht bekannt.
Das Bajonett wurde als Waffe in Frankreich erfunden. Der Name leitet sich von der südfranzösischen Stadt Bayonne ab, wo die Waffenschmiede im 17. Jahrhundert als erste auf die Idee kamen, Feuerwaffen mit auf den Lauf aufsteckbaren Messern für den Nahkampf zu versehen. So wurde die Muskete, wenn alle Kugeln verschossen waren, als schwere Stich- und Stoßwaffe verwendet.
Obwohl das Gewehr des Typs Gras MLE 1874 technisch mehrfach verändert und angepasst wurde, kam es auch noch im 1. Weltkrieg zur Anwendung. In den blutigen Materialschlachten wurden auch längst ausgemusterte, letzte Ausrüstungsreserven genutzt.Technisch war das überlange Messer überholt, setzten die Militärs in den Nahkämpfen um jeden Meter kürzere „Grabendolche“ ein. Bajonette als Stoß- und Stichwaffen verursachen schwere innere Verletzungen, die zu hohen Blutverlusten und ohne schnelle intensiv-medizinische Versorgung zum qualvollen Tod führen.
Auch wenn wir über die Umstände, wie das Bajonett in unsere Sammlung kam, derzeit nicht viel wissen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass es sich bei unserem Exemplar um eine Erinnerung an den Krieg handelt, die ein heimgekehrter Soldat als Andenken von den Schlachtfeldern Frankreichs mitbrachte.

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