Virtueller Rundgang 62 – Budenzauber?

Die "Budenhäuser" in der Petersilienstraße, um 1900 (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Die „Budenhäuser“ in der Petersilienstraße, um 1900 (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Die "Budenhäuser" auf einer etwas älteren Aufnahme (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Die „Budenhäuser“ auf einer etwas älteren Aufnahme (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Die Petersilienstraße im aktuellen Zustand (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Die Petersilienstraße im aktuellen Zustand (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)

Wer kennt es nicht aus der Kinder- und Jugendzeit – die Aufforderung der Eltern, die „Bude aufzuräumen“? Oder das Wort „Budenzauber“? Aber woher kommt das Wort „Bude“ und was bedeutet es eigentlich?
Auf den beiden Glasplattennegativ aus unserer Sammlung sehen wir eine Häuserzeile in der Petersilienstraße. Die Reihenbebauung hatte nur ein Erdgeschoss und einen kleinen Dachboden, je zwei Häuser teilen sich einen Rauchabzug. Diese einfachen Häuser nannte man „Budenhäuser“ oder „Buden“. 1924 wurden diese letzten ihrer Art in der Stadt zugunsten von Etagenwohnungen abgerissen. Aktuell werden auch diese schon wieder ersetzt.
Die einfachen Häuschen, immer giebelständig zur Straße, wurden von wohlhabenden Bürger errichtet, um sie an jene zu vermieten, die sich keine eigenen Häuser leisten konnten. Diese Hütten, einfachster Konstruktion und mangelnder Feuersicherheit standen meist in den Seitenstraßen, in norddeutschen Hansesstädten auch in den Hinterhöfen der reichen Kaufmanngrundstücke. Für Brandenburg an der Havel sind sie erstmal in den Kirchenbüchern im 16. Jahrhundert erwähnt, dürften aber schon lange vorher bestanden haben. Ihre Bewohner waren laut der Polizeiordnung von 1604 die unterste Klasse im sozialen Gefüge der Stadt und wurden abfällig „Budenleute“ genannt.
Sie hatten kein Bürgerrecht, um aber in der Stadt bleiben zu dürfen, hatten sie viele Auflagen und Pflichten zu beachten. Diese sind in der „Budenordnung“ von 1655 festgehalten. Zuerst mussten sie einen Diensteid schwören sowie ein für ihre Einkommensverhältnisse hohes, jährliches Schutzgeld zahlen. Dafür arbeiteten sie gegen eine festgelegte Bezahlung als Tagelöhner für den Stadtrat, beispielsweise beim Bau von Dämmen, Gräben und Brunnen oder als Unterstützung der Nacht- und Torwache. Wie die Budenleute ihren Lebensunterhalt bestritten, wenn der Stadtrat keine Arbeit für sie hatte, ist unklar, denn ihnen war der Handel verboten und sie durften keine Gärten mieten, um etwas anzubauen. Es war ihnen nur erlaubt, ein Schwein zu halten. Ansonsten war ihnen das Fischen oder Jagen, genauso wie das Sammeln von Brennholz verboten. So war es kaum möglich, den schwierigen Lebensverhältnissen durch erfolgreiches Arbeiten und Wirtschaften zu entkommen: somit war Armut und Verwahrlosung über Generationen quasi gesetzlich festgelegt. Zauberhaft geht anders!