Bei den derzeitigen Temperaturen frieren allmählich auch die Seen und Kanäle zu, das inspiriert uns zum nächsten virtuellen Rundgang Nummer 72. Ein Ölbild von 1669 zeigt ein damals beliebtes Thema auf den Bildern der niederländischen Maler: das Leben in Winterzeiten auf zugefrorenen Kanälen.
Im Spätmittelalter setzte die „kleine Eiszeit“ ein, die Winter wurden kälter, Flüsse und Seen waren häufiger als je zuvor dauerhaft und tief zugefroren. Die Wasserstraßen nutzte man im Winter auch als „Eisstraßen“, sogar die Ostsee fror mehrfach vollständig zu. Auch wenn das Bild für uns heute eine heitere Gelassenheit ausstrahlt, ist der Alltag der Menschen natürlich ungleich härter gewesen als dies für uns gelten würde.
Die Menschen auf dem Bild tragen bereits Schlittschuhe mit eiserner Kufe, die an einer Standfläche aus Holz befestigt waren. Diese wurden bis in das 20. Jahrhundert im ländlichen Raum genutzt: auch in unserer eigenen Sammlung findet sich so ein Paar (Bild 2 oben). Bei dem anderen Objekt (Bild 2, unten) handelt es sich um zwei Ansichten eines „Schlittknochens“. Dies ist der Mittelfußknochen eines Rindes oder Pferdes (Bild 3). Diese sind ziemlich massiv, vertragen also durchaus das Gewicht eines Erwachsenen. Bei genauer Betrachtung erkennt man die abgeschliffene Vorderseite des Knochens, die sich so zum Gleiten auf Schnee und Eis eignete. Um sich nach vorne bewegen zu können, benötigte man einen Stecken mit Eisenbeschlag, den man in den gefrorenen Untergrund stieß und sich nach vorne zog. Das mittelalterliche Fundstück wurde 1994 von Archäologen bei einer Ausgrabung in Saaringen geborgen.
Bevor Sie selber Spaß auf dem Eis haben, warten Sie bitte auf die Freigabe der Eisflächen, noch hat es nicht lange genug gefroren!