Virtueller Rundgang 8 – Die schüchtern Blickende

Porträt einer jungen Frau (um 1600), Rahmen um 1800
Porträt einer jungen Frau (um 1600), Rahmen um 1800
Porträt einer jungen Frau (um 1600)
Porträt einer jungen Frau (um 1600)

Porträt einer unbekannten, jungen Frau
Öl auf Holz, spätes 16. / frühes 17. Jahrhundert
unbekannt Künstler

Stiftung Wredow´sche Zeichenschule

Der goldene Rahmen zieht die Blicke als Erstes auf sich: barbusige Sphingen zwischen floralen Dekoren weisen ihn in die Zeit des Empire, als Napoleon Kaiser der Franzosen war. Viel älter ist aber das Bild im Rahmen, es dürfte bald 180 Jahre älter sein, nämlich aus dem späten 16. oder dem Beginn des 17. Jahrhunderts stammen.
Zart und klein kommt das Bild daher, die junge Frau schaut den Betrachter schüchtern an. Auffallend ist ihre Kleidung, deren Pracht sich nur schwer erahnen lässt, da der abgedunkelte Firnis, die Schutzschicht über der Ölfarbe, die Farben bräunlich überdeckt. Die Kleidung weist in das späte 16. oder frühe 17. Jahrhundert, die Frau ist in spanisch inspirierter Kleidung dargestellt. Von Spanien ausgehend verbreitete sich dieser Stil: wer auf sich hielt, trug schwarze Kleidung, deren Pracht sich in der satten Farbe und changierender Seide widerspiegelte. Auch die Dame auf dem Porträt trägt schwarz, allerdings ist das Gewand durch zahlreiche Schlitze, die mit leuchtend roter Seide unterfüttert sind, gestaltet. Zusätzlich sind goldfarbene, flitterartige Besätze aufgenäht, die die Schlitze und den Stehkragen betonen. Ein steifer, kleiner Spitzenkragen ergänzt das hochgeschlossene, ohne Zweifel unvorstellbar teure Kleid – echte Haute Couture der Zeit um 1600. Schmuck ist im Bildausschnitt nicht zu erkennen.
Ihr Haar ist von einer Art Haube abgedeckt, der Kopfputz hält das Haar aus der Stirn und bedeckt, so dass wir annehmen können, dass die junge Frau bereits verheiratet war.
Wer sie ist, wissen wir derzeit nicht, wieder ein Rätsel, das es noch zu lösen gilt.

Bilder in Hochauflösung