Virtueller Rundgang 19 - Der Zeiten Lauf

Gipsbüsten von Stalin, Lenin, Marx und Engel (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Gipsbüsten von Stalin, Lenin, Marx und Engel (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)

In Gips gegossen steht sie im Depotregal, die Quadriga des Sozialismus, ganz unscheinbar in Folie gewandet. Wo sie wohl vorher ihren Platz hatten, die Herren (von rechts nach links) Engels, Marx, Lenin und Stalin? Der Personenkult spielte in Zeiten des real existierenden Sozialismus eine wichtige Rolle. Keine Großveranstaltungen vom Parteitag bis zur Demonstration am 1. Mai kam ohne die Abbilder der Führer der Arbeiterklasse aus, ihre Büsten standen in öffentlichen Gebäuden. Karl Marx selber machte kein großes Aufheben um seine Person. So schrieb er in einem Brief: „Wir beide [Marx und Engels] geben keinen Pfifferling für Popularität.“
Am längsten müsste die Büste von J. W. Stalin ganz links im Regal gestanden haben. Nach Stalins Tod 1953 rückten seine Nachfolger immer mehr von ihm ab, da Terror und Unterdrückung in der UdSSR Millionen Tote gefordert hatten. In der DDR dauerte es bis in die 1960er Jahren, bis er aus der offiziellen Erinnerungskultur verschwand, so auch in Brandenburg an der Havel. Erst 1962 wurde die heutige Bauhofstraße von „Stalinstraße“ in „Straße der Freundschaft“ umbenannt. Wahrscheinlich ist in dieser Zeit auch seine Büste ins Magazin gewandert.
Abbilder Wladimir Iljitsch Uljanows, besser bekannt als Lenin, verschwanden nach 1989 aus der Öffentlichkeit. Kürzlich sorgte das Ansinnen der MLPD, eine Lenin-Statue vor ihrer Parteizentrale aufstellen zu dürfen, in Gelsenkirchen für Diskussionen. Der Aufstelltermin wurde aufgrund der Corona-Pandemie verschoben.

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