Virtueller Rundgang 30 - „Eines weiss ich“

"Eines weiss ich", Edeltraud Eckerts vorletztes Gedicht (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
„Eines weiss ich“, Edeltraud Eckerts vorletztes Gedicht (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
"Jahr ohne Frühling", 101 Gedichte und Briefe von Edeltraud Eckert (1930 - 1955) (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
„Jahr ohne Frühling“, 101 Gedichte und Briefe von Edeltraud Eckert (1930 - 1955) (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)

„Eines weiß ich, dass ich warten werde,
Wenn der Frühling auch vergeht….“
Dies sind die ersten Zeilen des Gedichtes, welches die 24jährige Edeltraud Eckert am 9. März 1954 im Zuchthaus in Waldheim bei Chemnitz schrieb.
Als Fünfzehnjährige floh sie mit Eltern und Geschwistern aus Schlesien nach Brandenburg an der Havel, wo die Buchhändlerfamilie ein neues Zuhause fand. Edeltraud legte hier das Abitur ab und begann in Berlin an der Humboldt-Universität ein Pädagogikstudium. 1950 wurde sie von der sowjetischen Militäradministration verhaftet, da sie regimekritische Flugblätter bei sich trug. Ohne Verteidiger und in stundenlangen Verhören misshandelt, verurteilte man sie zu 25 Jahren Haft. Mit 20 Jahren trat sie ihre Haftzeit zunächst im Zuchthaus in Waldheim bei Chemnitz an, wo sie aufgrund guter Arbeitsleitung das Oktavheft erhielt, in dem sie 101 Gedichte niederschrieb. „Eines weiss ich“ ist das vorletzte Gedicht der Sammlung, bevor man sie in das Frauenzuchthaus Hoheneck in Stollberg im Erzgebirge verlegte. Ihren Alltag dort prägen die harte Arbeit als Mechanikerin in der Schneiderei und drakonische Strafen. Heute vor 65 Jahren, am 18. April 1955 verstarb Edeltraud Eckert im Haftkrankenhaus Leipzig/Meusdorf nach einem schweren Arbeitsunfall an den Folgen ihrer Verletzungen.
Das Gedicht ist in dem Band „Jahr ohne Frühling“, herausgegeben von Ines Geipel und Joachim Walther, erschienen, dieser ist Teil des Literaturprojektes "Die verschwiegene Bibliothek". Neben ihren Gedichten sind auch die Briefe, die Edeltraud Eckert alle vier Wochen an ihre Familie schreiben durfte, darin abgedruckt.
In einem Projekt des Stadtmuseum Brandenburg an der Havel und des von Saldern-Gymnasiums entstand 2009 unter Regie von Roland Zumbühl der Dokumentarfilm „F wie Freiheit“ über ihr Leben.
 

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