Virtueller Rundgang 88 - Ein Hochzeitskleid aus „Fallschirmseide“

Die strahlende Braut 1946 und ihr Brautkleid bei uns (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Die strahlende Braut 1946 und ihr Brautkleid bei uns (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)

Heute ist der „World Recycling Day“, bei uns zum 88. virtuellen Rundgang geht es um ein historisches Recycling.

Ein junger Mann aus Plaue brachte aus dem Krieg ein besonderes Bündel weißer Seide mit: Es war das Material eines Fallschirms, mit Blutflecken des abgestürzten Fallschirmjägers, in Kriegszeiten dennoch ein echter Schatz. Die am wenigsten mit Blut getränkten Bahnen wurden für das Hochzeitskleid vernäht, welches seine Frau im September 1946 trug. Auch die Hochzeitsschuhe waren aus Recyclingmaterial von einem Schuster angefertigt. Der Schuh selber war ein festeres Segeltuch, Sohle und Keilabsatz aus Holz.
Bis in den 2. Weltkrieg hinein waren die Fallschirme tatsächlich aus naturfarbener Seide, denn die Seidenfäden konnten zu einem kaum luftdurchlässigen Stoff verwebt werden. Amerikanische Fallschirme waren teilweise schon aus Nylon gefertigt, heutzutage sind sie auch Polyamidstoffen gefertigt und anders als früher die Seide nicht mehr kompostierbar.
Zurück zu dem Seidenkleid: Das Kleid wurde von den Eheleuten aus Plaue fast 50 Jahre nach ihrer Hochzeit dem Stadtmuseum geschenkt. Leider haben wir nur diese Fotokopie der Braut in ihrem Kleid, aber ihr strahlendes Gesicht ist trotzdem erkennbar! In unserer Ausstellung „1945“ hängt es nicht, denn es braucht etwas (konservatorische) Ruhe, nachdem es 2019/2020 in der Ausstellung „Enttäuschung Hoffnung Sehnsucht“ bei uns zu sehen war.
 

Bilder in Hochauflösung