Virtueller Rundgang 87 - „Unsichtbare Frauen“ in der Stadt

Frauen können auf viele Arten „unsichtbar“ sein, selbst in der Straßenbenennung hier in Brandenburg gibt es einige Beispiele, wie wir im Rundgang No. 87 zeigen wollen.
Die bereits im 19. Jh. vergebenen Straßennamen liegen in der Wilhelmsdorfer Vorstadt, wir wollen heute die Frauen hinter den Schildern vorstellen. Heute würde man sie als Charity-Ladies bezeichnen, denn alle richteten Stiftungen für Benachteiligte ein. Karoline Tismar (?-1857) und ihre Mutter gaben 20.000 Taler für die Unterstützung hilfebedürftiger Frauen. Dorothea Göden stiftete 1796 das Kapital für ein Armenhaus an der Jakob-/Bauhofstraße.Charlotte Kleist (1804-1881) unterstützte verschiedene Wohltätigkeitseinrichtungen der Stadt, die sich vor allem um Frauen und Kinder kümmerten, darunter auch die Vorläufer der Kindergärten. Luise Koppehls (?-1886) ließ Frauen über 40 aus den Zinsen ihrer Stiftung unterstützen. Die umfangreichste Stiftung stammte aus dem Nachlass von Marie Maerker (1830-1915) und ihrem Bruder zur Unterstützung von Armen und bedürftigen Kranken sowie Augenkranken im Krankenhaus. Heute wäre die Einlage 4,5 Mio Euro wert. Zwei weitere Charity-Ladies wurden nicht öffentlich gewürdigt: Die Emmy-Raschig-Stiftung vergab Stipendien an Schülerinnen und Schüler der Wredowschen Zeichenschule. Franziska van Beguelins (1828-1892) stiftete für vor allem für Waisenkinder.

Über die Zeiten der Weltkriege, Inflationen und Währungswechsel dürfte es keine der Stiftungen geschafft haben, es wäre schön, wenn man den Stifterinnen mit einem Hinweis- und Informationszusatz am Straßenschild ihre Unsichtbarkeit nehmen würde.

Und es gibt weiterhin viele Frauen, die durch ihre Lebensleistungen mindestens einen Straßennamen verdient hätten, natürlich auch hier in Brandenburg an der Havel.